Humanmedizin in Deutschland
In Deutschland kann derzeit an rund 40 Universitäten Humanmedizin studieren werden. 35 davon sind in staatlicher und vier in privater Trägerschaft. Der Zugang zum Medizinstudium ist durch hohe Zulassungsgrenzen für viele blockiert, denn die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber übertrifft die Zahl der Studienplätze, die zum Winter- und Sommersemester angeboten werden, bei weitem.
Medizinische Universitäten in Deutschland - Liste und Karte
In Deutschland kann man auf drei Arten Humanmedizin studieren
- Studium an staatlichen Universitäten
- Studium an privaten Universitäten
- Studium bei der Bundeswehr
Das Medizinstudium an staatlichen Universitäten
In Deutschland kann das Medizinstudium zum Winter- und zum Sommersemester aufgenommen werden. Im Wintersemester 2019/20 haben sich 41.791Abiturientinnen und Abiturienten um einen der 9.458 Humanmedizinstudienplätze an einer staatlichen Universität beworben. Zum Sommersemester bieten nur einige wenige Universitäten Studienmöglichkeiten an. Im Sommersemester 2019 waren dies 1.687 Plätze, auf die sich 18.928 Interessenten beworben haben. Das Studium an staatlichen Universitäten ist kostenlos, lediglich ein Semesterbeitrag (etwa in Höhe von 200 – 300 €) ist für das Semesterticket und andere soziale Leistungen der Uni zu bezahlen.
Baden-Württemberg
Universität Freiburg
Universität Heidelberg
Universität Mannheim
Universität Tübingen
Universität Ulm
Bayern
Universität Erlangen-Nürnberg
Ludwig-Maxillians-Universität München (bis zum 1. Staatsexamen dann Fortsetzung an der TU München (nur Klinischer Abschnitt)
Universität Regensburg
Universität Würzburg
Berlin
Humboldt-Universität Berlin
Hamburg
Universität Hamburg
Hessen
Universität Frankfurt am Main
Universität Gießen
Universität Marburg
Mecklenburg-Vorpommern
Universität Greifswald
Universität Rostock
Niedersachsen
Universität Göttingen
Universität Hannover
Nordrhein-Westfalen
Universität Aachen
Universität Bochum
Universität Bonn
Universität Bielefeld
Universität Bonn-Siegen
Universität Düsseldorf
Universität Duisburg-Essen
Universität Köln
Universität Münster
Rheinland-Pfalz
Universität Mainz
Saarland
Universität Homburg
Sachsen
Universität Dresden
Universität Leipzig
Sachsen-Anhalt
Universität Halle-Wittenberg
Universität Magdeburg
Schleswig-Holstein
Universität Kiel
Universität Lübeck
Thüringen
Universität Jena
Derzeit sind weitere Medizinhochschulen in Planung und unterschiedlich weit fortgeschritten:
Universität Siegen (Starttermin steht noch nicht fest)
Universität Augsburg (voraussichtlicher Start 2019)
Das Medizinstudium an privaten Universitäten
In Deutschland gibt es derzeit vier Studienmöglichkeiten an privaten Universitäten:
Besonderheit:
Asklepios Campus Hamburg (Teil der Semmelweis Universität Budapest; Studium nur nach abgeschlossener Vorklinik möglich).
An privaten Hochschulen fallen, im Gegensatz zu den staatlichen Universitäten, Studiengebühren an, die oft pro Semester im 5-stelligen Bereich liegen können. Auch die Auswahlverfahren sind anderes aufgebaut als die staatlicher Hochschulen.
Das Medizinstudium bei der Bundeswehr
Die Bundeswehr bietet Studienmöglichkeiten im Bereich Medizin an. Sie hat keine eigene Medizinische Hochschule, sondern belegt Plätze an den oben genannten staatlichen Universitäten. Man verpflichtet sich für 17 Jahre und kann bei entsprechender militärischer Eignung ein Medizinstudium an den zivilen Universitäten absolvieren.
Bundeswehrkarriere
Landkarte Hochschulmedizin
Um sich zu orientieren und herauszufinden, wo man am besten studieren kann, hilft diese Website:
Landkarte Hochschulmedizin
Ziel der Aktualisierung und Erweiterung der Landkarte Hochschulmedizin ist, zu einer verbesserten Transparenz und Vergleichbarkeit hinsichtlich der Aktivitäten, Schwerpunktsetzungen und Kapazitäten der Hochschulmedizin in Forschung, Lehre und Krankenversorgung beizutragen. Zielgruppen sind neben dem Fachpublikum (Medizinische Fakultäten, Universitätsklinken, Wissenschaftspolitik und -administration) auch Wissenschaftler/-innen, Student/-innen und Wirtschaftsvertreter/-innen.
Die Landkarte Hochschulmedizin wurde beauftragt und finanziert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Der Aufbau eines „klassischen“ Medizin-Studiums
Das Studium der Humanmedizin dauert insgesamt 6 Jahre und endet mit dem Staatsexamen Medizin. Der Abschluss ist europaweit anerkannt.
Der klassische Aufbau des Medizinstudiums besteht aus dem Vorklinischen Abschnitt (zwei Jahre, hier lernt man im Prinzip, wie der gesunde Mensch funktioniert) sowie dem Klinischen Abschnitt (Hauptstudium, vier Jahre, hier geht es im weitesten Sinne um den Menschen mit Erkrankung).
Vorklinischer Studienabschnitt
Hier hat man es zunächst mit den Fächern Biologie für Mediziner, Chemie für Mediziner, Physik für Mediziner zu tun. Darauf aufbauend dann die sog. ''großen'' Fächer Biochemie, Physiologie sowie Anatomie (mikroskopisch sowie makroskopisch, sog. Präparier-Kurs). Das Ganze wird ergänzt durch die Fächer Soziologie und Psychologie. Zur Vorbereitung auf den Anatomiekurs muss man den Kurs Terminologie (abgespeckter Lateinkurs) belegen. Weitere Studienmodule wie ''Einführung in die klinische Medizin'', Ausbildung in Erster Hilfe, evtl. Berufsfelderkundung kommen hinzu.
Physikum (1. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung)
Nach den ersten beiden Studienjahren absolviert man den Ersten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung, im Volksmund Physikum genannt. Bis dahin muss man auch insgesamt 3 Monate Krankenpflegepraktikum nachweisen, meist absolviert man diese in den Semesterferien, falls nicht schon vor dem Studium geschehen. Das Physikum besteht aus einer schriftlich zu absolvierenden Multiple-Choice-Prüfung in sämtlichen Fächern des Vorklinischen Studienabschnittes sowie einer mündlichen Prüfung in zwei zugelosten Fächern.
Klinischer Studienabschnitt
Hier geht es dann um den kranken Menschen und man hat vielfältige Patientenkontakte sowie auch ins Studium integrierte Stationspraktika, lernt also zum Teil direkt in Krankenhäusern vor Ort. Fächer wie Chirurgie, Allgemeinmedizin, Pathologie, Augenheilkunde, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Innere Medizin, Pharmakologie/Toxikologie, Immunologie, Neurologie, Notfallmedizin und viele weitere müssen absolviert werden.
Famulatur
Der Klinische Abschnitt kennt ebenfalls Praktika, die in den Semesterferien zu absolvieren sind, sie heißen Famulatur (ärztliches Praktikum). Insgesamt müssen vier Monate nachgewiesen werden.
"Hammerexamen" (2. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung)
Nach drei Studienjahren im Klinischen Abschnitt legt man den Zweiten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung ab. Es handelt sich hierbei um eine schriftliche wie mündliche Prüfung in den bisher gelernten klinischen Fächern. Unter Studierenden wird diese Prüfung auch als ''Hammerexamen'' bezeichnet.
Praktisches Jahr
Das letzte Jahr des Medizinstudiums im Klinischen Abschnitt heißt Praktisches Jahr. Es ist gegliedert in drei Ausbildungsabschnitte von jeweils 16 Wochen, in der Inneren Medizin, in der Chirurgie, in der Allgemeinmedizin oder wahlweise einem anderen klinisch praktischen Gebiet. Hier kann und soll man das bisher Gelernte in Kliniken direkt am Patienten anwenden.
3. Staatsexamen
Nach dem Praktischen Jahr absolviert man den 3. und letzten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung mündlich sowie praktisch und erhält nach erfolgreichem Abschluss das Staatsexamen. Danach kann man sich z.B. als Assistenzarzt in Kliniken bewerben und in das Berufsleben einsteigen, man erhält zuvor seine Approbation (Zulassung).
Promotion: Die "Doktorarbeit"
Die medizinische Promotion (Schreiben einer Doktorarbeit) ist für die spätere Berufstätigkeit nicht vorgeschrieben. Die Mehrzahl der Medizinstudenten absolviert eine solche Promotion allerdings bereits während des Studiums, das dauert dann je nach Promotionsthema und -gebiet ein bis vier Semester. Während des Studiums kann man die Professoren ansprechen und nach Promotionsmöglichkeiten fragen.
Modell- oder Reformstudiengänge
An der Privatuni Witten-Herdecke gibt es bereits seit 2000 einen sog. Modellstudiengang, an der staatlichen Uni Berlin seit 1999. Seit dieser Zeit haben sehr viele Medizinuniversitäten in Deutschland ihr Studium reformiert. Hintergrund dieser Reformbestrebungen ist es, die klassische Studienstruktur zu Gunsten einer Fächerverknüpfung zu kombinieren mit früheren Patientenkontakten. Das Stichwort hierzu heißt Problemorientiertes Lernen (POL) und „Bedside teaching“. Leider hat jede (Reform-)Uni da so ihr eigenes Rezept, in Hannover heißt das ''Hannibal'', in Heidelberg ''Heicumed'', die Unis haben ihren Modellstudiengängen mitunter Phantasienamen gegeben.
Kritische Würdigung der Modell- oder Reformstudiengänge
Fakt ist, dass wir es in Deutschland nicht mehr mit einer einheitlichen Studienstruktur zu tun haben. Der Abschluss ist zwar gleich und Deutschland- und Europaweit anerkannt, aber der Weg dahin ist unterschiedlich strukturiert. Das erschwert mitunter einen Wechsel des Hochschulstandortes während des Studiums innerhalb von Deutschland, aber auch aus dem Ausland an eine deutsche Hochschule.
So schreibt die Universität Oldenburg auf ihrer Website zum Beispiel: "Eventuelle freie Studienplätze für höhere Semester können daher nur an Bewerberinnen und Bewerbern vergeben werden, die bereit sind, in den Modellstudiengang zu wechseln. Aktuell sind keine Studienplätze frei! Ein Wechsel wird in der Regel zu einer Verlängerung des Studiums um mindestens 1-2 Semester führen, da u.a. ein Einstieg in begonnene Module nicht möglich ist."
Facharztausbildung
Erst nach dem Studium kann man dann berufsbegleitend eine Gebietsarztweiterbildung (sog. Facharzt) machen, diese dauert je nach Fachrichtung noch einmal 5 bis 6 Jahre, z.B. dauert die Fortbildung zum Chirurgen in der Regel 6 Jahre, in dieser Zeit ist man als Assistenzarzt z.B. in einem Krankenhaus tätig und hat dann auch schon ein Einkommen. Die Weiterbildung läuft also berufsbegleitend nach dem Studium. Wie so etwas dann genau aussieht, kann man in der'' (Muster-)Weiterbildungsordnung'' der Bundesärztekammer
hier nachlesen.